La Réunion: Land und Leute
Die Welt auf einer Insel
Etwa ein Drittel der Inselfläche von La Réunion ist von einheimischen Pflanzen bewachsen, von denen viele endemischer Art sind. Die Entstehung der Insel La Réunion begann in den Tiefen des Indischen Ozeans vor ca. 3 Millionen Jahren mit dem Ausbruch des Piton des Neiges. Vor ungefähr 10.000 Jahren kam der heute über 3070 Meter hohe Piton des Neiges zur Ruhe. Der zweite und ältere Geburtshelfer der Insel, der Vulkan Piton de la Fournaise, ist auch heute noch einer der aktivsten Vulkane der Erde. Seine Entstehung rechnet man auf ca. 500.000 Jahre zurück.
Die Gründung des Nationalparks und die Anerkennung der Insel La Reunion als Weltnaturerbe (UNESCO) zeugen von einer Sensibilisierung der Bevölkerung von La Réunion und einem modernen Umweltbewusstsein.
Die Insel ist ein Paradies für Naturliebhaber und Entdecker: Hier findet man eine außerordentlich gute Infrastruktur und ein sehr gut strukturiertes Wandernetz. Das ideale Urlaubsziel gegen Langeweile.
Besichtigungen
Die erste Begegnung mit Saint-Denis hat man bei der Ankunft auf dem Flughafen “La Réunion Rolland-Garros”, der nach dem auf der Insel geborenem Flugpionier benannt wurde. Die Hauptstadt und Präfektur der Insel zählt 12000 Einwohner. In der Stadt befinden sich alle bedeutenden administrativen Einrichtungen, wie Generalrat, Regionalrat, Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer, Rektorat, Universität, Arbeitsamt, regionale Zollbehörde, usw. Bei einem Spaziergang durch das “alte Saint-Denis” folgt man unwillkürlich einem Weg, der am Meeresufer anfängt, wo der Barachois liegt und man erblickt alte, auf das Meer gerichtete Kanonen an den ersten Hafen von Bourbon, die an die Angriffe der Engländer erinnern. Auf dem Place du Barachois ehren drei Statuen Mahé de la Bourdonnais, General Charles de Gaulle und den Flieger Rolland Garros, der 1888 auf der Insel geboren ist. Das älteste Bauwerk, die Präfektur, ist eine Büste von Leconte de Lisle in einer kleinen Grünanlage. Die Universität, das Generalsekretariat und ehemalige Lagerhäuser der Ostindienkompanie, die zu Büros oder Restaurants umgebaut wurden, sind heute Zeitzeugen, die die Geschichte Réunions erzählen. Die Rue Maréchal, eine bunte und belebte Straße, zeigt die Vielfalt der Kulturen, denn sie beherbergt einen tamilischen Tempel, eine chinesische Pagode und eine große Moschee. Bis zum Jardin d’Etat säumen sich viele hübsche kreolische Häuser entlang der Rue de Paris. Im letzten Jahrhundert wurde der frühere bischöfliche Palast erbaut, in dessen sich das “Musée Léon Dierx” befindet, wo man eine kostbare Sammlung mit Werken von Cézanne, Chagall, Delacroix, Dufy, Gaugin, Manet, Picasso, Renoir, Toulouse Lautrec bewundern kann. Durch den Jardin d’Etat, der für seine Sammlung seltener Pflanzen berühmt ist, führt eine Allee bis zum Kolonialpalast, dem heutigen Museum für Naturgeschichte (Musée d’Histoire Naturelle). Das Maison des Cultures de l’Océan Indien, der ehemalige Sitz des Regionalrates, verfügt über eine Mediathek und eine Videothek und organisiert thematische Ausstellungen und Veranstaltungen.
Die windabgewandte Seite
In den Orten Boucan-Canot, Saint-Gilles, L’Hermitage, la Saline, Saint-Leu und Etang-Salé stehen den Touristen viele Möglichkeiten offen, um den Urlaub am Meer so richtig zu genießen. Ein unbedingtes Muß ist der Besuch des Marktes an einem Samstagvormittag mit seinen vielen Obst-, Gemüse- und Korbwarenständen.
Saint-Paul ist auch ein optimaler Ausgangspunkt für Ausflüge in die Berge : über la Petie France gelangt man zu dem Piton Maido, wo sich dem Besucher ein ganz neues Réunion eröffnet. Der Weg führt entlang von Serpentinenstraßen, die sich durch schöne Akazien- , Pinien- und Azaleenwälder schlängelt. Je höher man kommt, desto schöner und herrlicher werden die Wälder. Eine erstaunliche Landschaft, die den Besucher bis zur Ankunft auf der Spitze des Piton Maido mit einer Höher von 2190 m, immer wieder zu überraschen weiß. Nachdem man den Piton Maido passiert hat, öffnet sich der Cirque de Mafate, der wildeste und ursprünglichste der drei Cirques auf Réunion. Von Wällen eingeschlossen, die aus Überresten ehemaliger Krater gebildet wurden, ist der Cirque de Mafate nur zu Fuß oder per Helikopter, der eine wichtige Rolle im Leben der Bewohner von Mafate spielt, zu erreichen. Besonders empfehlenswert ist die Straße ab Grand Bénare, wo man einen schönen Ausblick auf die Küste hat. Auch ist diese Straße ein Ausgangspunkt in verschiedene Richtungen der Insel, z.B. zum Piton de la Glacière, le Grand Bénare, le Piton Rouge und le Piton Bénare, wo sich eine schöne Sicht auf den Cirque de Cilaos bietet.
Auch erreicht man viele Orte an der Küste, wie Saint-Gilles oder Saint-Leu. Der Fluss “Ravine Saint-Gilles” schlängelt sich durch eine tropische Landschaft und verwandelt sich in Wasserfälle. Die vier Becken bilden das “Bassin Malheur”, das “Bassin des Aigrettes”, das “Bassin Bleu” und das “Bassin Comoran”. Wunderschöne Plätze für ein Picknick, das “schlafende”, réunionaisische Chamäleon und ein 18-Loch-Golfplatz findet man dort in der Umgebung. Palmen, vor allem aber Filaosbäume säumen den schönen Strand. Hübsche Villen und Hotels sind in dem Wald versteckt, der sich ca. 10 km um den Strand entlang zieht. Saint-Gilles, eine kleine und durch die vielen Geschäfte und Restaurants belebte Stadt, besitzt neben Saint-Leu den einzigen Segel- und Angelhafen der windabgewandten Küste. Gebäude aus Lavagestein und ehemalige Handelskonture der Ostindienkompanie kann man beim Bummeln durch die Straßen bewundern. “Stella Matutina”, eine ehemalige Zuckerfabrik und heute das Landwirtschaftsmuseum, zeigt mit vielen Ausstellungen die Pflanzenwelt und besonders die Entwicklung der Industrie auf der Insel. Auf den Höhen von Saint-Leu befindet sich das “Conservatoire Botanique Nationale de Mascarin”. Dort werden duzende Pflanzenarten, die einmalig auf der Welt sind, kultiviert. Durch verschiedene Aktivitäten, wie Ausstellungen, Vorträge, Workshops, Diavorträge und geführte Besichtigungen, die seit der Eröffnung 1991 verstärkt durchführt werden, möchte das Konservatorium die Bevölkerung für den Umweltschutz sensibilisieren.
Wilde Küsten, schwarze Felsen, schwarzer Sand und ein brausender Ozean findet man schon ganz nah vor dem Badeort “Souffleur” und dem “Gouffre de l’Etang Sale”‘. Ein kilometerlanger Strand aus schwarzem Sand, Dünen, die Spur einer Korallenmauer, eine Lagunenzone für Surfer, einen kleinen Angelhafen, Picknickplätze und ein 9-Loch-Golfplatz machen Etang-Sale’ zu einem sehr beliebten Ort auf der Insel.
Mit der Ankunft in Saint-Louis erreicht man auch den letzen Ort der windabgewandten Küste. Die Stadt als Wiege des Tischlerhandwerkes beherbergt das Holzhandwerkszentrum “Centre Artisanal du Bois de Riviere Saint-Louis”, das die Herstellung von Möbeln im Stil der Ostindienkompanie wieder aufgenommen hat. Auch ist Saint-Louis der Ausgangspunkt der wunderbaren Straße nach Cilaos und Makes. Auf dem Gipfel ankommen, kann man einen herrlichen Blick auf den Cirques de Cilaos genießen.
Saint-Pierre und der Süden
Die Hauptstadt des Südens ist Saint-Pierre – eine Stadt, die sowohl durch einen langen, von einer Lagune gesäumten Strand und einen Segelhafen zum Ozean und durch einen Zugang zu den Bergen hin geöffnet ist. Etwas weiter südlich ist ein schöner Strand an der Wildküste von “Grand Anse und Manapany”, der die Besucher zum Baden einlädt. Hinter der Stadt steigt das grüne Land allmählich an. Man erklimmt das Hinterland von “Le Tampon”, “L’Entre-Deux” oder die Höhen von “Petite Ile”. Je näher man Saint-Philippe kommt, desto mehr verwandelt sich der Süden in einen riesigen Wald, der das größte Naturschutzgebiet der Insel bildet. Vom Meer bis zum Vulkan hin steigt das Land in vier sehr verschiedenen Zonen stufenförmig an: Eine Vacoas-Zone, eine Filaos-Zone, eine Zone “Bois Couleur” und eine Zone der roten Bergpalmen. Der Besucher wird auf vielen Straßen von “Basse Vallée”, “Baril” oder “Maré-Longue” in diese wundervolle Welt des Tropenwaldes geführt. Auch ist Saint-Philippe der Gewürzgarten Réunions, denn der über drei Hektar große “Jardin des Epices et des Parfumes” erstreckt sich in der Nähe. Einige endemische Arten, zahlreiche Gewürze und viele heimische Obstbäume wachsen dort. Eine Besichtigung wird mit einem heimischen Leiter durchgeführt, der den Garten und die mit ihm verbundenen Geschichten sehr gut kennt. Mit dem Verlassen von Saint-Philippe betritt man den Auswurfbereich des Piton de la Fournaise “Le Grand Brûle”‘, der im Norden von dem Wall des “Bois Blanc” und im Süden von dem Wall “Le Tremblet” begrenzt wird. An dieser Stelle begegnen sich der Vulkan und der Ozean. Unvermittelt brechen die Lavaströme in die Landschaft ein und zerstören auf ihrem Weg alles, was ihnen in die Quere kommt. Bei der Ankündigung von neuen Eruptionen wird dieses Gebiet zur Attraktion der Insel, den alle Réunionaisen eilen zum “Grand Brûle”‘, um dem Schauspiel beizuwohnen. Zuckerrohr und die schönsten Orchideen, von denen die bekannteste die Vanille ist, gedeihen hier aufgrund der feuchten und heißen Luft, die der Passatwind mit sich bringt. Hinter dem “Grand Brûle”‘ erstreckt sich über 25 km die Ortschaft Sainte-Rose, deren Bild durch Gärten und Blumen bestimmt wird: Vanille und Palmkohl, Bananenplantagen, Orangen und Mandarinenbäumchen. Auch fügen sich bunte Häuser und in kräftigen Farben umrahmte Fenster mit in das Bild ein. Ein Lavastrom bedeckte 1997 den Ort, doch seine Einwohner hatten noch genug Zeit, vor der flüssigen Glut zu fliehen. Alle Häuser wurden zerstört, außer die kleine Kirche, die von den Strömen umschlossen und verschont wurde. Aufgrund dessen hat die Kirche einen neuen Namen: “Notre Dame des Laves”, die seither eine neue Touristenattraktion ist. Ebenfalls an der Küste erstreckt sich über 20 km der Ort Saint-Benoit. Mango, Lychee -, Ananas -, Orangen – und Mandarinebäume, Bananen- und Kokospalmen werden dort aufgrund des fruchtbaren Bodens kultiviert.
Der Cirques des Salazie
“Voile de la Mariée” (Brautschleier), “Ravine Blanche”, “Ravine de Caverne” sowie “Ravine Mazarin”, die das Trou de Fer speisen und nur zu Fuß oder mit dem Hubschrauber zu erreichen sind, sind viele legendäre Wasserfälle in dieser Region. Entlang des “Rivière des Marsouins” steigt eine sehr schöne Straße nach Takamaka an. Man erreicht mit dem Auto die Plattform, die sich in 522 m über dem Fluß und der unterirdisch erbauten Stromzentrale befindet. Am Zufluß der fünf Wasser L’Arc en Ciel, Surplomb, Petit und Grand Gingembre und Petit Cimetiére liegt das bekannte Stauwerk Takamaka 1, wo auch viele Bäche zusammenfließen. Aufgrund des wachsenden Strombedarfs mußten ein zweites Wehr, Takamaka II und ein neues unterirdisches Kraftwerk erbaut werden. Auf Wegen, die die französische Elektrizitätsgesellschaft EDF angelegt hat, erreicht man die Stauwerke und die Wasserfälle. Auch kann man zu den wilden Becken in das Tal hinabsteigen oder weiter bis in den “Forêt de Bébourg” gehen. Edmond Albius, einst ein Sklave, ist ein König in dem Reich der Vanille. Angeregt durch seinen Herren interessierte sich der Junge für die Botanik und fand eine Möglichkeit zur Bestäubung der Vanille. Damit erlangte er Freiheit und Réunion verdankte ihm dadurch eine anerkannte Lebensgrundlage. Die Bevölkerung des Königreichs des Zuckers besteht weitgehend aus indischen Einwanderern, in der Mehrheit aus Tamilen.
Geschichte
“Geboren” wurde die Insel in den Tiefen des Indischen Ozeans vor ca. 3 Millionen Jahren und zusammen mit den Schwesterinseln Mauritius und Rodrigues gehört La Réunion dem sogenannten “Archipel der Makarenen” an.
1502 wurde die Insel unter dem Namen “Diva Morgabine” erstmalig auf einer Karte verzeichnet und in 1638 wurde die Vulkaninsel im Auftrag König Ludwig XII unter der Führung des Kommandanten Saint Alexis besetzt. Seit dieser Zeit gilt die Insel offiziell auch als besiedelt und bewohnt.
1642 wurde der Insel in königlichem Auftrag der Name “Ile Bourbon” gegeben, zeitgleich mit der Konzession der “Compagnie des Indes orientales” und der Einrichtung einer Zwischenstation auf der Gewürztransport-Route nach Indien.
Zur etwas düsteren Vergangenheit der Insel gehört in 1646 die Aussetzung der 12 Meuterer. Nach und nach wurden aus Frankreich Waisen, sozial schwer zu sozialisierende und Straffällige nach La Réunion gebracht und ausgesetzt.
1665 wurden unter dem Befehl von Etienne Regnault die Grundsteine für die Kolonialisation der Insel gelegt, der von ca. 20 Franzosen begleitet wurde, die freiwillig diesen Dienst antraten. Außerdem wurde er von Sklaven aus Madagaskar unterstützt, die sich in der Nähe von Saint Paul niedergelassen hatten.
Ein weiteres düsteres Thema in der Geschichte der Insel La Réunion ist der “Code Noire”, der 1723 erlassen wurde. Das “Schwarze Gesetzbuch” legalisierte bis 1848 die Sklavenhaltung.
1735 wurde Mahé de La Bourdonnais zum Gouverneur der Insel Bourbon ernannt und seit 1738 ist Saint Denis die Hauptstadt der Insel.
Danach folgte von 1793 bis 1848 eine lange Phase mit vielen Turbulenzen, was die Namensgebung der heutigen Insel La Réunion betrifft:
Am 19. März 1793 wird die Insel das erste Mal unter dem Namen “La Réunion” erwähnt. Man geht davon aus, dass die Hintergründe für diese Namensgebung in der in Frankreich zeitgleich stattfindenden Französischen Revolution zu finden sind (Generalversammlung “Etats Generaux” in Verbindung mit der Abschaffung der Privilegien für den Adel und Klerus).
Denkbar ist aber auch, dass der zur damaligen Zeit moderne Begriff “Vereinigung” (frz. la réunion) vom damals amtierenden französischen Kolonie-Minister Gaspar Monge vorgeschlagen wurde. Der französischen Revolution war ja zu verdanken, dass die Versammlungsfreiheit erlaubt wurde und in die Verfassung einging.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts (1806) trägt die Insel den Namen “Ile Bonaparte”, danach erneut “Ile Bourbon” und seit 1848 endgültig den Namen “Ile de la Réunion”.
1810 wird die Insel infolge der Niederlage Napoleons von den Engländern besetzt und 1815 unter dem “Traité de Paris” den Franzosen wieder übergeben.
Am 20. Dezember 1848 beschließt das Pariser Dekret die Abschaffung der Sklaverei und unter Sarda Garriga, dem amtierenden Generalkommissar wird die Abschaffung der Sklaverei auch umgesetzt.
Über 60.000 Sklaven werden zu freien Bürgern, die zum Großteil die Plantagen verlassen. Es beginnt im Zuge der fehlenden Arbeitskräfte eine Einwanderungswelle aus Indien, China und Madagakar. Der 20. Dezember ist seitdem ein Nationalfeiertag auf der Insel, der mit viel Aufwand gefeiert wird.
Seit 1946 ist La Réunion ein französisches Überseedepartement und seit 1982 mit dem Statut einer französischen Region versehen, was erweitere finanzielle Förderungen mit sich brachte.